Ich kaufe gern Öko-Kleidung, besonders Unterwäsche, weil ich bei ihr davon ausgehe, dass sie nicht mit giftigen Chemikalien oder Schwermetallen belastet ist. Solche Stoffe können auf der Haut zu allergischen Reaktionen führen. Als Kind hatte ich mal schwarze Strümpfe, die auch nach mehrfachem Waschen bei mir immer juckende und rote Füße verursachten. Es hat lange gedauert, bis ich den Zusammenhang zwischen dem Jucken und den Strümpfen erkannte – nachdem ich sie weggeworfen hatte, war auch das Jucken weg.
Problem für Textilarbeiter und Umwelt
Noch größere Probleme verursachen Giftstoffe aber bei der Herstellung und Veredelung der Kleidung. Die Textilarbeiter können durch die Gifte krank werden oder sogar sterben. Und auch die Umweltschäden können durch vergiftete Böden oder Flüsse beträchtlich sein. Greenpeace schätzt nach eigenen Untersuchungen in China, dass dort mehr als 70 Prozent der Flüsse stark verschmutzt sind. So werden Chemikalien und Schwermetalle aus der Textilindustrie zu einer ernsthaften Bedrohung für die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen.
Schadstoffe in Greenpeace-Kleidung
Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat Greenpeace im vergangenen Jahr seine DetoX-Kampagne begonnen. Die Umweltschutzorganisation konnte bereits eine ganze Reihe namhafter Bekleidungsketten dazu zwingen, dass ihre Textillieferanten bis zum Jahr 2020 auf gefährliche Chemikalien in der Produktion verzichten. Doch vor gut einem Monat musste ausgerechnet Greenpeace einräumen, dass Kleidung des eigenen Öko-Sortiments mit Schadstoffen belastet war. Mancher Verbraucher fragt sich, wem er überhaupt noch trauen kann, wenn sogar Öko-Kleidung von Greenpeace nicht garantiert giftfrei ist.
Konzentration von Schadstoffen sehr gering
Greenpeace hat das einzig Richtige getan und die betroffenen Regenjacken und T-Shirts zurückgerufen. Und das obwohl laut Greenpeace die gefundenen Schadstoffkonzentrationen nur sehr gering waren und keine Gesundheitsgefahren von ihnen ausgingen. So wurden in Greenpeace-Jacken, die nur von Aktivisten getragen wurden und nicht in den Handel kamen, zwei Mikrogramm pro Kilogramm perfluorierte und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) entdeckt. Diese sind in den Jacken ungefährlich, können aber bei der Produktion in die Umwelt entweichen. PFC stehen im Verdacht, beim Menschen die Fruchtbarkeit zu verringern und das Immunsystem zu stören.
T-Shirts bei der Herstellung verunreinigt
In seinen Öko-T-Shirts, die Greenpeace über seinen Versandhandel verkaufte, fand die Umweltschutzorganisation Phtalate. Solche Weichmacher stehen im Verdacht, Nieren, Leber und Fortpflanzungsorgane zu schädigen. Zwar wurden auch hier nur geringe Konzentrationen von 100 Milligramm pro Kilogramm gefunden, aber die T-Shirts wurden trotzdem aus dem Sortiment genommen. Greenpeace erklärt die Schadstoffe in seiner Öko-Kleidung damit, dass sie bei der Herstellung verunreinigt wurden. Die Öko-Textilien seien offenbar auf Maschinen verarbeitet worden, die vorher für konventionelle Produkte eingesetzt wurden.
Problem ist seit langem bekannt
Eine Umfrage von mir bei mehreren Anbietern von Öko-Kleidung ergab, dass das Problem in der Branche seit langem bekannt ist. Um eine Verunreinigung der Textilien mit Chemikalien und Schwermetalle zu vermeiden, setzt man auf verschiedene Maßnahmen. So sollen die Öko-Produkte möglichst nur auf eigenen Produktionslinien hergestellt werden. Außerdem setzen Öko-Anbieter auf enge Zusammenarbeit mit den Zulieferern und strenge Kontrollen. Letztlich wollte jedoch kein Anbieter solche Pannen wie bei Greenpeace völlig ausschließen.
Kann man Öko-Anbietern noch trauen?
Kann man Anbietern von Öko-Kleidung also überhaupt noch trauen, wenn es Probleme mit Schadstoffen sogar bei Greenpeace-Textilien gibt? Ich denke ja! Die gefundenen Schadstoffkonzentrationen waren sehr gering und stammen offenbar aus Verunreinigungen im ansonsten weitgehend sauberen Produktionsprozess. Öko-Kleidung ist weiterhin nicht nur für die Käufer, sondern auch für die Textilarbeiter und die Umwelt gesünder. Trotzdem werde ich auch Öko-Kleidung weiterhin waschen, bevor ich sie zum ersten Mal anziehe.
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